Ein Hauch von Freiheit, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung, das ist das Reisen mit dem Wohnmobil. Wohnmobilfahren macht süchtig, denn man fährt einfach hin wohin man möchte, nimmt mit, was einem lieb ist, bleibt, wie lange man will, und du kannst problemlos innerhalb eines Urlaubes die unterschiedlichsten Landschaften sehen und erleben. Gleichgültig ob in die Berge, ans Meer, in den Süden oder den hohen Norden, innerhalb Deutschlands, in verschiedene europäische Länder oder gar in Übersee, auf einen Campingplatz oder frei inmitten der Natur, das Reisen mit dem Wohnmobil erlaubt dir, beinahe alles zu tun und zu lassen, was du willst. Und das Beste: Du hast nicht nur dein eigenes Bett, deine eigene Küche, deine Toilette und dein WC dabei, du kannst sogar dein Surfbrett, das Fahrrad oder den Roller beziehungsweise das Motorrad mitnehmen.
Waren es vor ein paar Jahrzehnten nur vereinzelte Wohnmobile, die man auf deutschen und europäischen Straßen antraf, so lag hierzulande der Bestand zu Beginn des Jahres 2015 bei beinahe 400.000 gemeldeten rollenden Eigenheimen beziehungsweise Ferienwohnungen.
Damit der Urlaub mit dem Wohnmobil nicht in Stress ausartet, wollen wir dir hier ein paar wichtige Tipps und Tricks geben:
1. Mieten oder kaufen?
Wer noch nie mit dem Wohnmobil in Urlaub gefahren ist, sollte sich zunächst eines leihen, ehe er sich eines kauft. Erst wenn du und dein Partner oder die Familie rundum überzeugt seid, solltest du auf die Suche nach dem geeigneten Wohnmobil gehen. Aber auch hier ist nichts zu überstürzen.
a) Mieten
Anfänger sollten zunächst eher ein kleineres – den Ansprüchen entsprechend der mitfahrenden Personenzahl – Modell aussuchen, da es sich leichter manövrieren und einparken lässt. Ratsam ist es, sich nicht nur genügend Zeit für die Einweisung zu nehmen, sondern selbst auch ein paar Runden auf freiem Gelände zu drehen.
Wer ein Wohnmobil in der Ferien- und Hauptreisezeit mieten möchte, der schaut sich am besten schon rechtzeitig um, vergleicht Preise und sichert sich Rabatte. Die Tagespreise liegen – je nach Größe – bei 50 bis 150 Euro, Luxusmobile sogar noch weit drüber. Die Wochenpreise belaufen sich in der Regel zwischen 600 bis über 1000 Euro. Hinzu kommen Kaution, Sprit- sowie Übernachtungskosten. Letztere variieren stark: Stellplätze kosten zwischen 0 und 15 Euro, Campingplätze haben einen durchschnittlichen Tagespreis von 15 bis hin zu 60 Euro.
b) Kaufen
Wenn du dich entschließt, dein eigenes Wohnmobil zu kaufen, so schau dich erst um und informiere dich gut. Geeignete Messen oder Händler gibt es ebenso ausreichend wie Fachzeitschriften. Es muss auch nicht immer ein neues sein!
Klar sollte man sich über die Größe – 6 m bis weit über 7,50 m – sein. Das beinhaltet natürlich auch in der Regel den Aufbau. Wichtig ist, ob du ein Wohnmobil bis oder über 3,5 t bevorzugst. In letztem Fall musst du wissen, dass dieses Fahrzeug zwar problemloser zu beladen ist, dass es aber nach 6 Jahren jährlich zum TÜV muss und nicht mit jedem Führerschein gefahren werden darf. Hinzu kommt, dass Fähren- und Mautkosten sowie die STVO anders sind. Ab 3,5 t giltst du als LKW.
Willst du einen Alkoven, einen Teil- oder Vollintegrierten, einen mit Stock-, Einzel-, Queens- oder Hubbett haben? Soll es getrennte Dusche und WC, eine Rundecke, eine Dinette oder eine Halbdinette besitzen? Braucht man eine große Heckgarage oder reicht eine kleine? Fragen über Fragen. Hinzu kommen Entscheidungen bezüglich der weiteren Ausstattung wie automatische SAT-Anlage, Solaranlage, Backofen, und, und, und. Weder der Ausstattung noch dem Preis sind Grenzen gesetzt. Wichtig ist: Je größer und besser ausgestattet, desto komplizierter!
2. Fahren
Reinsetzen und losfahren. Wenn es so einfach wäre! Einige Dinge musst du, auch als langjähriger Fahrpraxis, beachten:
a) Führerschein
Willst du ein Wohnmobil mieten, so bedenke, dass die meisten Vermieter eine gewisse Fahrpraxis voraussetzen, die sie an der Dauer des vorhandenen Führerscheins festmachen.
Aber auch als Halter eines Wohnmobils musst du wissen, wer wann welches Fahrzeug fahren darf: Wer seinen Führerschein vor 1999 erworben hat, darf Reisemobile bis 7,5 t zulässiges Gesamtgewicht fahren. Für Wohnmobil-Anhänger-Gespanne treten zusätzliche, gesonderte Bedingungen in Kraft. Solltest du deinen Führerschein nach 1999 erworben haben, darfst du lediglich ein Wohnmobil bis 3,5 t fahren. Willst du dennoch ein Reisemobil lenken, das darüber liegt, musst du den LKW-Führerschein C1 machen.
b) Fahrkomfort
Beim Fahren eines Wohnmobils wirst du schnell selber feststellen, dass du eine ganz andere Sichtweise hast: Das Fahrzeug hat ungewohnt größere Ausmaße – auch in der Höhe sowie in der Breite -, du sitzt höher, hast oft ein eingeschränktes Sichtfeld – vor allem nach hinten, wobei dir eine Rückfahrkamera helfen kann – und weitere geänderte Fahreigenschaften kommen hinzu. So solltest du unbedingt bedenken, dass die Kurvenstabilität, der Kurvenradius sowie natürlich auch das Bremsverhalten anders sind als beim Pkw. Hilfreich ist, wenn das Wohnmobil richtig bepackt wird: Schwere Teile nach unten, am besten nach hinten in die Heckgarage, in der Nähe der Achse.
Überhaupt solltest du vor Fahrtantritt alles gut sichern. In einem Wohnmobil scheppert hinter dir zwar immer wieder was, dennoch kann man die Geräuschkulisse so gering wie möglich halten, indem man das Geschirr so gut wie möglich verpackt und lose Teile mit Spezialzusatzteilen verankert beziehungsweise festzurrt. Auf keinen Fall darf etwas beim Bremsen nach vorne fliegen!
c) Personen
Auch wenn es ein rollendes Heim ist, in einem Wohnmobil darf während der Fahrt weder herumgelaufen noch in den Betten geschlafen werden. Alle mitfahrenden Personen sind anzuschnallen. Das gilt auch für Hunde. Dennoch ermöglichen es die meisten Fahrzeuge, dass die Kleinen bei der Fahrt am Tisch sitzen und spielen können, da die Bänke mit Gurten ausgerüstet sind. Bequeme Halterungen für Flaschen und Tassen ermöglichen zudem Essen und Trinken während der Fahrt. Und für eine Pipi-Pause hält man eben kurz an.
d) Geschwindigkeit und Strecke
Wer mit dem Wohnmobil unterwegs ist, sollte wissen, dass er nicht auf der Flucht sondern auf der Urlaubsfahrt ist. Urlaub mit dem Wohnmobil beginnt bereits am Steuer. Lass dich nicht hetzen! Du kannst jederzeit stehen bleiben und ein Nickerchen machen – schließlich hast du ja dein Bett bei dir. Ideal ist, höchstens 300-400 km pro Tag zurück zu legen, um die Fahrt genießen zu können. Besonders erholsam sind Fahrten außerhalb der Autobahnen, denn der Weg ist das Ziel beim Wohnmobil-Fahren. Genieße, mach halt und schau dir die Umgebung an. Rasen ist mit einem solchen Fahrzeug sowieso nicht drin. Im Gegenteil: Für Wohnmobile über 3,5 t gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 100 km/h.
e) Straßen- und andere Gebühren
Auch wenn das Wohnmobil über 3,5 t als LKW gilt, musst du – noch – keine LKW-Maut auf deutschen Autobahnen zahlen. Anders sieht es im Ausland aus. In Frankreich beispielsweise sind die Autobahnen gestaffelt, und du musst mehr als ein PKW zahlen. Auch auf Fähren, in Tunnel oder auf Autoreisezügen ist der Preis für ein Wohnmobil höher sowie nach Größe, Höhe oder Gewicht gestaffelt. Fahrer eines größeren Wohnmobils müssen zudem bedenken, dass nicht alle Ortsdurchfahrten, alle Straßen, Brücken oder Pässe für Fahrzeuge über 3,5 t erlaubt sind. Ideal ist da die Anschaffung eines Navis, bei dem du die Maße deines Wohnmobils eingeben kannst.
f) Parken
Parken mit einem – großen – Wohnmobil will geübt und gekonnt sein. Gerade am Meer im Süden findest du zudem zahlreiche Höhenbegrenzungen, die dir keinen Einlass auf einige der Parkplätze gewähren.
Tipp: Parke so, dass du immer gut – am besten vorwärts – rauskommst. An großen Supermärkten empfehlen wir, quer zu stehen, wenn ausreichend Platz vorhanden ist.
3. Zeitlich begrenztes Wohnen und Leben im Wohnmobil
a) Übernachten
Wohnmobilisten haben ihr eigenes Schlafzimmer und ihr eigenes Bad mit. Warum dann nicht einfach dort übernachten, wo man gerade will? Im Prinzip spricht nichts dagegen, darf man doch zur Regenerierung der Fahrtauglichkeit überall dort stehen, wo kein Park- oder Halteverbot herrscht. Verboten jedoch ist campingähnliches Verhalten.
In Frankreich etwa findest du zahlreiche Plätze, wo sich die ein oder anderen Wohnmobilfahrer einfinden und einfach ein paar Tage oder Stunden verbringen; so genannte inoffizielle Stellplätze. Hierzulande raten wir zu offiziellen Stellplätzen, dort kannst du gegen geringe Gebühr oft auch noch Strom bekommen sowie ver- und entsorgen.
Viele Winzer, Bauernhöfe und Gaststätten bieten zudem ebenfalls Übernachtungsplätze an. Dabei ist die meist unausgesprochene Bedingung die, dort einzukaufen beziehungsweise einzukehren.
b) Ver- und Entsorgung
Frischwasser muss aufgefüllt und Grau-, also Gebrauchtwasser, abgelassen werden. Zudem muss spätestens alle 2 bis 3 Tage die Toilette entleert werden. Dazu existieren spezielle Ver- und Entsorgungsstationen, die entweder gar nichts oder ungefähr 1 € kosten. Auf keinen Fall solltest du die Toilette oder das Abwasser einfach so in die Natur schütten.
Zur besseren Hygiene sowie zur Geruchsvermeidung gibt es spezielle Mittel und Techniken (etwa SOG-Toiletten). Informiere dich am besten im Fachhandel oder bei erfahrenen Wohnmobilisten.
Was das Wasser im Frischwassertank anbelangt, so verwenden wir es auch, um Kaffee zu kochen sowie Zähne zu putzen. Wenn es geht, waschen wir den Salat und das Gemüse jedoch mit anderem Wasser oder gar Mineralwasser. Besonders im Süden sollte man im Sommer ein wenig vorsichtig sein: Den Tank regelmäßig durchspülen und das Frischwasser wechseln. Achte an den Hähnen – besonders an den Versorgungsstationen – dass „Trinkwasser“ draufsteht.
c) Kochen und essen
Es gibt Wohnmobilisten, die gehen lieber in ein Restaurant. Das ist eine Frage des Geschmacks und sicherlich auch des Geldbeutels. Aber schließlich haben wir ja eine komplette Küche mit Kühlschrank, Gefrierschrank, Herd und eventuell Backofen. Für uns gibt es beinahe nichts Schöneres, als frische Ware vom Markt zu kaufen und im eigenen Wohnmobil zuzubereiten sowie gemütlich drin oder davor zu sitzen und gemeinsam bei einem Gläschen Wein – oder Bier – zu essen. Zwar ist alles ein wenig reduzierter – Platz, Geschirr und Abwaschmöglichkeit -, aber es geht!
d) Gas
In der Regel führt man zwei 11 kg Gasflaschen mit sich, die – in den wärmeren Jahreszeiten – bei regelmäßigem Duschen und Kochen über 6 Wochen reichen. Einige Wohnmobile haben einen Gastank. Wichtig ist zu wissen, dass du beinahe in jedem Baumarkt oder in Campingzubehör-Geschäften die Gasflaschen tauschen kannst: leere gegen gefüllte. Das kostet zwischen 11 und 20 Euro. Auch Campingplätze sowie einige Stellplätze bieten den Tausch an. Im Ausland jedoch geht das nicht so einfach, da dort andere Anschlüsse und Flaschen existieren. Wir empfehlen daher die Mitnahme eines Euro-Adapters, den man zwischenschalten kann. Nachteil: Es muss eine komplette ausländische Gasflasche gekauft werden, die oft nicht billig ist. Ideal sind ein Gastank oder Gasflaschen, die man betanken kann. Das geht ganz einfach an vielen Tankstellen.
Willst du im Winter oder in kälteren Monaten unterwegs sein, brauchst du wesentlich mehr Gas für die Heizung. Achtung: Mitgenommene Elektro-Öfchen sind selbst auf Campingplätzen häufig verboten, weil sie zu viel Strom verbrauchen und bei Gebrauch oft die Sicherung durchfliegt.
e) Strom, Gas oder Batterie?
Einige der Geräte an Bord laufen auf Strom, andere über die Batterie – also 12 Volt -, wieder andere über Gas. Manchmal gibt es auch mehrere Möglichkeiten. So können die gängigen Kühlschränke sowohl über Batterie als auch über Gas oder 12 Volt betrieben werden. Der Herd geht nur mit Gas. Die Heizung läuft ebenfalls über Gas, einige wenige besitzen eine Dieselheizung. Der Fernseher kann idealerweise sowohl über 230 V – also externen Strom – als auch über 12 V betrieben werden.
Eine zusätzliche Solaranlage auf dem Dach lädt – ebenso wie der Stromanschluss von außen – die Aufbaubatterie stets wieder neu auf.
4. Sonstige Tipps
a) Vor allem im Hochsommer stets so parken, dass die Außenseite, wo der Kühlschrank liegt, nicht in der prallen Sonne ist.
b) Markisen bei Sturm und starkem Regen unbedingt einfahren.
c) Wer Fernsehen schauen möchte, sollte nicht unbedingt unter einem stark belaubten Baum stehen. Ideal sind übrigens vollautomatische SAT-Schüsseln, die suchen sich den entsprechenden Satelliten von ganz alleine.
d) Für die tägliche Tour zum Bäcker empfiehlt sich die Mitnahme eines Fahrrads, denn nicht immer ist dieser in direkter Nachbarschaft oder kommt auf den Platz.
e) Auffahrkeile mitnehmen, damit man auf schiefen Stellplätzen ausgleichen kann. Nichts ist unangenehmer, als schräg zu stehen: Es schläft sich schlechter, der Kühlschrank kühlt nicht richtig und das Wasser im Nudeltopf läuft über.
f) Klebe dir vorne aufs Cockpit die Ausmaße deines Fahrzeugs auf. Dann weißt du stets, ob die Durchfahrt passt.
g) Es gibt zahlreiche einschlägige Literatur. Neben verschiedenen Reisezielen extra für Wohnmobilurlaub mit Übernachtungsvorschlägen existieren natürlich auch althergebrachte Camping-Atlanten und sogar Handbücher für Ausbau und Reparatur aber auch Kochbücher für die Wohnmobil-Küche. Schau dich um und entscheide dich für das, was dir am besten gefällt.
Foto top: Gowtham / stock.adobe.com
Foto: ewg3D; portishead1; adamdodd/iStock.com