Kreta: Gegensätze ziehen sich eben an
Ajoure-Tipp gleich zu Beginn: Nehmt euch die Zeit, wenn ihr Kreta erkunden wollt! Ich war mir sicher, dass ich diesen Artikel locker flockig mal im Vorbeigehen schreiben werde – aber weit gefehlt. Die Insel hat mich sowohl im Positiven als auch im Negativen überrascht. Aber fangen wir von vorne an…
Ich wollte über den Brückentag ein paar Tage entspannen, maximal ein bis zwei Tage Urlaub bei der Arbeit verlieren und dafür vier bis fünf Tage Sonne tanken. Beste Reisezeit für Mai/Juni u.a. Kreta und somit mein auserkorenes Ziel für diese Tour. In kürzester Zeit möglichst viel sehen war wie immer das oberste Gesetz. Flüge, Hotel und Ausflüge wurden wie immer selbst zusammengestellt – so war ich mir sicher, auch hier bestens vorbereitet zu sein. Dem war nicht so! Seit langer Zeit muss ich mir den Vorwurf gefallen lassen, nicht zu 100% alles geplant zu haben. Aber warum? Was kann mich denn so aus der Bahn werfen? Die größte Unbekannte vor Ort war für mich die Entfernungen von A nach B. Wenn ihr Kreta komplett umfahren wollt, braucht ihr mindestens fünf volle Tage, eher fünf bis sieben Tage. Die Insel hat den Reiz, den perfekten Mix zwischen Großstädten, kleine einheimische Dörfer und wunderschönen Strände zu haben. Unsere Ankunft war in Chania, das gebuchte Hotel in Almyrida. Gleich zu Beginn: Chania, Rithymna und Heraklion müsst ihr besuchen, egal wann oder wie. Diese drei „Großstädte“ mit Ihren lebhaften Gassen bilden das perfekte Ambiente zum Shoppen und/oder Entspannen. Vor allem die beiden erstgenannten laden mit Ihren venezianischen Häfen im unvergleichbaren Look ganz besonders dazu ein.
Wie kommt ihr überhaupt von A nach B? Wenn ihr, wie ich, keine geführten Touren möchtet, dann ist ein Leihauto unumgänglich. Die Preise liegen mit 20€ bis 40€ pro Tag vollkommen im europäischen Standard und sind somit ok. Die drei Städte nehmen doch mehr Zeit in Anspruch als man denkt. Egal, es ist die Zeit wert. Aber ich suchte eher nach dem „noch-Unbekannten“, vor allem nach den kleinen Dörfern in den Bergen mit dem besonders kretischen Stil. Die Bauweise und die Kulisse in solchen Dörfern haben schon seinen besonderen Reiz und erinnern mich irgendwie mit seinen weißen und beigen Farben an einen Drehort des Kinofilms Star Wars in der Wüste. Eins ist aber auch klar, die „Straßen“ fern von der Autobahn kosten euch mindestens das Doppelte an Zeit. Fakt ist jedoch, wenn ihr viele unterschiedliche Facetten Kretas kennenlernen möchtet, ist dies der einzige Weg. Die Beschilderung auf dem Land ist eher mau, die Fahrwege eher schlecht, aber ein Weiter- bzw. Durchkommen gibt es irgendwie immer. Nur die Zeit rennt euch etwas davon – also denkt daran!
Das Highlight der Tour sollte der Besuch der Insel Santorini werden. Mit der Fähre geht es ab Heraklion zu der wunderschönen Stadt in den Felsen. Die Griechen lassen sich dieses Abenteuer schön teuer bezahlen. Hin und zurück zahlt ihr satte 120€. Abfahrt war morgens 8:30 Uhr und retour 17:30 Uhr. Die ganze +- Beurteilung zieht sich durch diese Tour wie ein roter Faden. Auch bei Santorini trifft dies zu 100% zu – jedenfalls war es bei mir so…
Auf dem Fährenticket steht eine Fahrzeit von 1:45h. Da es bei mir fast 3 Stunden dauerte, kann nicht nur dem angeblichen Wind angerechnet werden. Also schon zu Beginn etwas gereizt gewesen, da das Zeitfenster an diesem Tag begrenzt war. Die nächste Überraschung folgte bei der Ankunft bzw. es zeigte mir, dass ich besser vorbereitet sein muss. Santorini ist ebenfalls größer als ich gedacht habe. Und auch diese Insel ist nur mit geführten Touren oder einem Leihauto machbar. Also dem typischen Marktgeschrei der Anbieter hinterher und einen fahrbaren Untersatz für 50€ abgeholt. Zweiter Reizpunkt. Ega, pfeif drauf, Urlaub genießen und Abfahrt. Die folgenden Stunden waren dann sehr einzigartig. Denn solche eine Baukunst findet ihr schwer ein zweites Mal auf dieser Welt. Der Anblick der Häuser im Hang mit dem Meer im Hintergrund sucht schon seines Gleichen. Das nächste Mal würde ich hier mindestens eine Übernachtung einplanen, um das ganze Spektakel ruhiger genießen zu können. Denn auch hier findet ihr mit dem Black + Red Beach Orte, in denen ihr perfekt abschalten und chillen könnt.
Ajoure-Tipp: Fahre bei Imerovigli raus. Hier findet ihr die gleiche faszinierende Bauweise wie in den Haupttouristikorten Oia und Fira, aber es ist wesentlich ruhiger. Dann steuert eine Pool-Bar an, bestellt einen Drink und springt in den Pool rein – geiles Gefühl, da vor euch direkt der Steilhang zum Meer beginnt.
Die sechs Stunden verfliegen leider viel zu schnell und sind eigentlich zu wenig für einen genialen 1-Tages-Tripp. Dass die Fähre, aus welchem Grund auch immer, eine Stunde Verspätung hatte, verschaffte mir meinen dritten „Gereiztpunkt“ an diesem Tage. Das Leihauto war abgegeben und somit blieb mir nichts anderes übrig, als die restliche Zeit am Hafen abzusitzen. Naja, wenigstens war gutes Wetter und Sonnenschein.
Fazit von Santorini: Ehrlich gesagt teuer, aber wo findet ihr das ein zweites Mal auf der Erde? Nirgends! Ihr seid schon in einem Zwang diese Insel vollkommen sehen zu wollen. Bleibt ihr eine Nacht wird auch der Spaß in einem geilen Hotel mit Pool und spektakulärem Ausblick wiederum teuer. Ihr müsst schon selbst entscheiden, ob es euch wert ist. Hätte ich mich noch besser informiert und wäre die Fähre pünktlich an- und abgefahren, kann ich euch Santorini (ggf. mit 1 Übernachtung) bestens empfehlen – geiles Erlebnis ☺. Macht es, sonst bereut ihr es!
Weitere Highlights sollten eigentlich Gramvousa bei Kissamos und Elafonisi im Süden der Insel werden. Beide Punkte fielen entweder aus Zeit- bzw. Wettergründen aber leider aus – grrrr. Sei´s drum, Kreta wird mich ein zweites Mal sehen.
Fazit der Tour: Weniger ist manchmal mehr! Die Insel ist einfach größer als ich gedacht bzw. ich mich informiert habe. Plant die Tour sorgfältig, vor allem was ihr wann sehen möchtet und bucht dementsprechende Unterkünfte. Somit geratet ihr nicht unnötig unter Zeitdruck, vermeidet Stress und könnt dadurch viel besser die Zeit auf dieser teilweise wunderschönen Insel genießen.
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